Michael Richey                      Auf das Absterben Sr. Magnificenz,

1678 – 1761                                        des Herrn Bürgermeisters Lucas von Bostel,

                                                               B. R. D. in Hamburg

1716

 

Von Bostel stirbt! Bestürzte Musen, schweiget;

Brecht Hamburgs Herz mit mehrern Worten nicht.

Von Bostel stirbt! wer ietzt nur so viel spricht,

Hat Rath und Volck schon schmerzlich gnug gebeuget.

 

Sein Lob, das euch der Ohnmacht überzeuget,

Den Wunderruhm, der alle Grenzen bricht,

Bringt eure Kunst in kein beschränkt Gedicht,

Wie hoch sich auch die Poesie versteiget.

 

Wer aber wird, wenn keine Musen schreiben,

Von Bostels Preis zur Sternenhöhe treiben?

Wer macht ihm, trotzt Neid und Zeit, die Bahn?

 

Das hat er selbst und sein Verdienst gethan.

Die Nachwelt soll, wie groß der Mann gewesen,

Die beste Schrift in Hamburgs Wohlfahrt lesen.

 

 

 

 

 

 

 

Michael Richey                      Wehmütiges und ehrerbietiges Stillschweigen bey

1678 – 1761                                        der hohen Leiche des weiland MAGNIFICI Hochedlen,

Hoch-Gelahrten und Hoch-Weisen Herrn, Herrn Bernhard Matfeld,

J. U. D. und hoch-verdienten Bürgermeisters der Stadt Hamburg.

Den 5ten August, Anno 1720

 

Wie? brech’ ich itzo nicht mit reichen Blättern los?

Da solch ein Pfeiler bricht an unsers Glücke Throne?

Es fällt ein Edel-Stein aus Hamburgs Ehren-Krone:

Der Theure Matfeld stirbt. O gar zu schwerer Stoß!

 

Ja wol! hier geb’ ich gern mein Unvermögen bloß:

Mein Klage-Lied erstickt in stummer Seufzer Tone:

Mein Lob verliert sein Lob an solchem Götter-Sohne:

Mein Schmerz und Dein Verdienst, Hochsel’ger, sind zu groß.

 

Dieß aber spricht mir Muht bey meiner Armuth ein:

Man kann auch hier beredt, mit blossen Thränen, seyn:

Ein Matfeld baut sich selbst, durch Thaten, Ehren-Pforten.

 

So ist zu Seinem Ruhm’ umsonst der Schreiber Müh’,

Umsonst der Redner Kunst, umsonst die Poesie:

Was ihn unsterblich macht, besteht in keinen Worten.