1678 – 1761 des
Herrn Bürgermeisters Lucas von Bostel,
B.
R. D. in Hamburg
1716
Von Bostel stirbt! Bestürzte
Musen, schweiget;
Brecht Hamburgs Herz mit
mehrern Worten nicht.
Von Bostel stirbt! wer ietzt
nur so viel spricht,
Hat Rath und Volck schon
schmerzlich gnug gebeuget.
Sein Lob, das euch der
Ohnmacht überzeuget,
Den Wunderruhm, der alle
Grenzen bricht,
Bringt eure Kunst in kein
beschränkt Gedicht,
Wie hoch sich auch die Poesie
versteiget.
Wer aber wird, wenn keine
Musen schreiben,
Von Bostels Preis zur
Sternenhöhe treiben?
Wer macht ihm, trotzt Neid und
Zeit, die Bahn?
Das hat er selbst und sein
Verdienst gethan.
Die Nachwelt soll, wie groß
der Mann gewesen,
Die beste Schrift in Hamburgs
Wohlfahrt lesen.
1678 – 1761 der
hohen Leiche des weiland MAGNIFICI Hochedlen,
Hoch-Gelahrten und Hoch-Weisen
Herrn, Herrn Bernhard Matfeld,
J. U. D. und hoch-verdienten
Bürgermeisters der Stadt Hamburg.
Den 5ten August, Anno 1720
Wie? brech’ ich itzo nicht mit
reichen Blättern los?
Da solch ein Pfeiler bricht an
unsers Glücke Throne?
Es fällt ein Edel-Stein aus
Hamburgs Ehren-Krone:
Der Theure Matfeld stirbt. O
gar zu schwerer Stoß!
Ja wol! hier geb’ ich gern
mein Unvermögen bloß:
Mein Klage-Lied erstickt in
stummer Seufzer Tone:
Mein Lob verliert sein Lob an
solchem Götter-Sohne:
Mein Schmerz und Dein
Verdienst, Hochsel’ger, sind zu groß.
Dieß aber spricht mir Muht bey
meiner Armuth ein:
Man kann auch hier beredt, mit
blossen Thränen, seyn:
Ein Matfeld baut sich selbst,
durch Thaten, Ehren-Pforten.
So ist zu Seinem Ruhm’ umsonst
der Schreiber Müh’,
Umsonst der Redner Kunst,
umsonst die Poesie:
Was ihn unsterblich macht,
besteht in keinen Worten.